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Was ist ein Balkonkraftwerk?

Andreas König
Balkonkraftwerk auf Fläche

Kaum ein Thema wird so diskutiert wie die Energiewende. Überall wird nach Alternativen gesucht. Ist das Balkonkraftwerk eine der Lösungen?

Update: Das Solarpaket I ist offiziell in Kraft getreten. Damit wurde auch die Obergrenze der Wechselrichterleistung von 600 Watt auf 800 Watt angehoben. Wenn dein Balkonkraftwerk noch auf 600 Watt gedrosselt ist, kannst du die Leistung also auf 800 Watt einstellen. Solltest du noch einen älteren, rückwärtsdrehenden Stromzähler haben, kannst du ihn übergangsweise weiter nutzen – bis der Netzbetreiber ihn austauscht. Außerdem musst du dein Balkonkraftwerk nur noch im Marktstammdatenregister anmelden und nicht mehr beim Netzbetreiber.

Kaum ein Thema wird in der heutigen Zeit so heiß diskutiert wie die Energiewende. Ob im großen Stil oder im privaten Raum, überall wird nach nachhaltigen Alternativen gesucht. Für die eigenen vier Wände könnte das Balkonkraftwerk die Lösung sein. Doch was ist überhaupt ein Balkonkraftwerk?

Ein Balkonkraftwerk ist eine Mini-Photovoltaik-Anlage, die Sonnenlicht in elektrische Energie umwandelt. Dabei unterscheiden sich reguläre Photovoltaik-Anlagen und Balkonkraftwerke hauptsächlich in der Größe und Menge des eingespeisten Stroms. Während Balkonkraftwerke deutlich platzsparender sind, nehmen große PV-Anlagen wesentlich mehr Fläche ein, speisen aber auch mehr Strom ein.

Wie ist ein Balkonkraftwerk aufgebaut?

Obwohl die Mini-PV-Anlage üblicherweise als Balkonkraftwerk bezeichnet wird, kann die Vorrichtung auch auf anderen kleinen Flächen wie Fassaden, Terrassen, Garagendächern oder Fensterbänken installiert werden. Besonders für Mieter:innen oder Hausbesitzer:innen, für die eine reguläre Solaranlage nicht in Frage kommt, sind Balkonkraftwerke interessant. Da die Anlagen steckfertig geliefert werden, braucht es für die Installation keine Fachkraft. Im Wesentlichen besteht ein Balkonkraftwerk nämlich nur aus vier Elementen:

Balkonkraftwerk-Halterung

Um loslegen zu können, muss das Balkonkraftwerk erstmal angebracht werden. Aktuell gibt es vier verbreitete Halterungen, mit denen ein Balkonkraftwerk befestigt werden kann. Diese richten sich nach der Platzierung der Anlage – entweder auf einem Flachdach, an einem Gittergeländer eines Balkons, einer Hausfassade oder einem Betonbalkon oder auf einem Schrägdach.

Solarmodul

Das in der Regel aus Silizium bestehende Solarmodul einer Mini-PV-Anlage nimmt das einstrahlende Sonnenlicht auf. Durch die Sonnenstrahlen geraten die Elektronen in der Solarzelle in Bewegung. Dadurch findet in der Zelle eine Wechselwirkung zwischen dem Sonnenlicht und der Siliziumschicht statt, die elektrischen Strom generiert. Dieser wird anschließend über Metallkontakte abgeführt. Hier findest du ausführliche Infos rund um Solarmodule.

Mikrowechselrichter

Der elektrische Strom, der von der Solarzelle erzeugt wird, kann im Haushalt erstmal nicht genutzt werden. Dort fließt der Strom nämlich in Wechselspannung und nicht in der vom Modul erzeugten Gleichspannung. Hier kommt der Wechselrichter ins Spiel. Dieser wandelt die Gleichspannung in die benötigte Wechselspannung um. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Wechselrichter über einen sogenannten Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz) verfügt, der die Spannung und Frequenz eines Stromnetzes misst und das Balkonkraftwerk bei Störungen oder im Notfall abschaltet.

Stecker: Schuko oder Wieland?

Über den Stecker wird die Solarenergie in das Hausnetz eingespeist. Dazu können zwei Arten von Steckern verwendet werden. Nach der Norm DIN VDE V 0100-551 des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) sollte ein Balkonkraftwerk nur mit einem Wieland-Stecker betrieben werden. Dieser verfügt über drei mit Kunststoff ummantelte Pins und lässt sich nur mit einem Schraubenzieher wieder lösen. Zudem muss eine Wieland-Steckdose von einer Elektrofachkraft angebracht werden. Doch auch der reguläre Schuko-Stecker ist für die Inbetriebnahme zulässig und braucht zudem keine fachmännisch durchgeführte Installation.

Gut zu wissen: Mit dem Gesetzesentwurf Solarpaket 1 der Bundesregierung wird die Frage nach dem legitimen Balkonkraftwerk-Stecker hinfällig. Laut Entwurf sollen Schuko-Stecker gesetzlich zulässig werden. Das Gesetz tritt voraussichtlich 2024 in Kraft.

Wie viel Leistung kann ein Balkonkraftwerk erbringen?

In Deutschland ist die maximale Leistung aktuell auf maximal 600 Watt begrenzt, damit die Installation und Anmeldung vom Endverbraucher durchgeführt werden kann und keine Elektrofachkraft benötigt. Mit Inkrafttreten des Solarpaket 1 im Laufe des Jahres 2024 darfst du allerdings auch Mini-PV-Anlagen bis zu einer Einspeiseleistung von 800 Watt selbst in Betrieb nehmen und anmelden. Bei allen Balkonkraftwerken, die eine Leistung von über 600 (bald 800) Watt haben, muss für die Inbetriebnahme eine Fachkraft hinzugezogen werden. Zudem verkompliziert sich die Anmeldung erheblich. 

Balkonkraftwerke sind je nach Anwendungsgebiet und technischen Aspekten mit verschiedenen Einspeiseleistungen verfügbar. So können manche Anlagen 300 Watt einspeisen, während andere die vollen 600 Watt liefern.

Wie viel Strom kann eine Mini-Solaranlage produzieren?

Wie viel Strom ein Balkonkraftwerk produziert, hängt von der Positionierung und der Ausrichtung sowie von der Leistungsstärke des Wechselrichters und der Solarmodule ab. Unter Optimalbedingungen kann beispielsweise ein 400 Watt starkes Balkonkraftwerk rund 408 Kilowattstunden im Jahr produzieren. Ein Vergleich: Ein Fernseher verbraucht jährlich circa 190 kWh, eine Waschmaschine knapp 200 kWh. Die Nutzung dieser beiden Geräte könnte eine 400-Watt-starke Mini-PV-Anlage also über das Jahr hinweg stemmen. Hier erfährst du alle Details zur Stromersparnis mit Balkonkraftwerken.

Was muss ich vor dem Kauf beachten?

Bevor du dich mit dem Kauf eines Balkonkraftwerkes beschäftigst, sollten einige Gegebenheiten geklärt werden. Hierzu zählen beispielsweise der Standort, die Ausrichtung, die technischen Gegebenheiten vor Ort sowie die unter Umständen notwendige Einverständnis des Eigentümers.

Der richtige Stromzähler

Zum einen solltest du prüfen, ob dein Stromzähler eine Rücklaufsperre hat. Moderne Stromzähler mit einer digitalen Anzeige verfügen in der Regel über eine Rücklaufsperre. Ältere Modelle, sogenannte Ferraris-Zähler, drehen sich allerdings rückwärts, wenn das Balkonkraftwerk mehr Strom produziert als zu dem Zeitpunkt verbraucht wird. Das ist momentan noch verboten. Durch einen neuen Gesetzentwurf der Bundesregierung soll es Balkonkraftwerk-Betreiber:innen allerdings bis zu vier Monate lang erlaubt sein, einen Stromzähler zu verwenden, der rückwärtsläuft.

Auch ein moderner Sicherungskasten sollte vorhanden sein, damit die Leitungen mit dem zusätzlich eingespeisten Strom problemlos klarkommen. Zudem solltest du prüfen, ob ein sogenannter Fehlerstrom-Schutzschalter (FI-Schutzschalter oder RCD) vorhanden ist, der vor potenziell lebensbedrohlichen Stromschlägen schützt. Was du noch über die Sicherheit von Balkonkraftwerken wissen musst, erfährst du hier.

Der geeignete Standort

Außerdem musst du prüfen, ob du einen geeigneten Standort für die Mini-PV-Anlage hast. Das Flachdach, das Schrägdach, die Hausfassade, der Betonbalkon oder das Geländer des Balkons müssen genügend Platz bieten, um die Anlage anbringen zu können. Darüber hinaus spielt die Ausrichtung des Balkonkraftwerks eine Rolle. So solltest du die Anlage möglichst in Richtung Süden aufstellen können, da dort über den Tag hinweg die meisten Sonnenstrahlen eingefangen werden können.

Die optimale Ausrichtung

Doch nicht nur die Ausrichtung, sondern auch der Neigungswinkel macht etwas aus. Und diesen solltest du von Jahreszeit zu Jahreszeit korrigieren können. Liegt der optimale Neigungswinkel bei hochstehender Sonne zwischen 30 und 35 Grad, sollte der Winkel bei flacher Wintersonne auf 35 bis 40 Grad korrigiert werden. So kannst du sichergehen, dass die Solarmodule die Sonnenstrahlen optimal aufnehmen können.

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Einverständnis zur Anbringung

Falls du zur Miete wohnst, musst du zudem mit dem/der Vermieter:in regeln, ob ein Balkonkraftwerk angebracht werden darf. Prinzipiell können diese dem Anliegen widersprechen, brauchen dafür allerdings einen triftigen Grund. Darüber hinaus hat die Bundesregierung bereits angekündigt, dass Balkonkraftwerke in Zukunft zu den privilegierten Maßnahmen im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und Wohnungseigentumsgesetz (WEG) zählen sollen. Damit hätten Mieter:innen einen gesetzlichen Anspruch auf die Installation einer Mini-PV-Anlage.

Zu guter Letzt musst du das Balkonkraftwerk bei Inbetriebnahme beim örtlichen Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister anmelden. Worauf es bei der Anmeldung ankommt, kannst du hier nachlesen.

Kann ich mit dem Strom ein einzelnes Gerät betreiben?

Mit dem Balkonkraftwerk direkt und gezielt den Trockner, den Kühlschrank oder die Spielekonsole betreiben? Das geht leider nicht. Der Anschluss erfolgt direkt über das häusliche Stromnetz. Dementsprechend wird mit dem eingespeisten Strom jedes im häuslichen Netz angeschlossene Gerät betrieben.

Fazit

Mit einem Balkonkraftwerk kannst du auch in einer Mietwohnung oder einem Umfeld, in dem sich eine große Photovoltaik-Anlage nicht realisieren lässt, nachhaltigen Strom selbst produzieren. Wenn die Voraussetzungen geklärt sind, musst du nur noch den optimalen Platz für die Mini-PV-Anlage suchen, sie richtig ausrichten und schon kann es losgehen – und das ganz ohne externe Fachkraft. Da die Anlage den Strom direkt in das Hausnetz einspeist, können mehrere Geräte mit dem eigenen Strom angetrieben werden. Je nach Stärke können die Balkonkraftwerke, die in Eigenregie angebracht und angemeldet werden dürfen, bis zu 1200 Kilowattstunden pro Jahr produzieren.

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Andreas König

Als Content-Manager kümmert sich Andreas bei Yuma um Redaktionelles. Hier nutzt er seine Erfahrung aus dem technischen Vertrieb und diversen Redaktionen, um über News und Wissenswertes zur Photovoltaik zu informieren.