Computer, Produktionsanlagen, Kaffeemaschinen: Jeden Tag sind in Millionen deutschen Betrieben elektrische Geräte über Stunden im Dauerbetrieb. Gleichzeitig müssen Unternehmen immer nachhaltiger wirtschaften – weil sie eine gesellschaftliche Verantwortung haben, weil Ressourcen knapper und teurer werden, weil gesetzliche Vorlagen es verlangen und nicht zuletzt, weil Kunden es einfordern.
Grünen Strom mit einem Balkonkraftwerk zu erzeugen und zu nutzen, ist daher nicht nur für Privatpersonen interessant, sondern auch für Gewerbetreibende. Aber lohnt sich das für Unternehmen?
Wie Unternehmen von Balkonkraftwerken profitieren
Photovoltaikanlagen gewinnen Strom aus Sonnenenergie. Das bedeutet, dass die Stromerzeugung stark abhängig von der Tageszeit und der Wetterlage ist. Nachts beispielsweise produzieren Solaranlagen – egal ob große Photovoltaikanlagen oder kleinere Balkonkraftwerke – gar keinen Strom. Grundsätzlich gilt: Je mehr Strom man selbst in der Zeit verwenden kann, in der die Solaranlage am meisten Energie produziert, desto besser.
Eigenverbrauchsquote: Warum haben Unternehmen bei Balkonkraftwerken oft einen Vorteil?
Viele Unternehmen haben daher einen entscheidenden Vorteil gegenüber Privatpersonen. Denn bei ihnen liegt die Hauptnutzungszeit elektrischer Geräte und damit der Zeitraum des größten Stromverbrauchs in der Regel zwischen 8 und 18 Uhr. In Haushalten hingegen kommen viele Geräte nur in den frühen Morgenstunden oder nach Feierabend zum Einsatz. Unternehmen können daher Photovoltaikanlagen oft besonders effizient nutzen und eine hohe Eigenverbrauchsquote erzielen. Das bedeutet auch, dass sie weniger Strom „verschenken“. Denn jeglicher Strom, der nicht zum Eigenbedarf verwendet wird, fließt ins öffentliche Stromnetz.
Wie können Unternehmen mit Balkonkraftwerken Kosten sparen?
Was man selbst produziert hat, muss man nicht einkaufen. Wer also als Unternehmen oder Freiberufler mit einem Balkonkraftwerk eigenen Strom erzeugt, spart bei seinen Energiekosten bares Geld. Je nach aktuell gültigem Strompreis lassen sich mit einem üblichen Balkonkraftwerk rund 300 Euro sparen. Zudem entfällt aktuell beim Kauf eines Balkonkraftwerks die Mehrwertsteuer und es lassen sich Modelle mit einem Anschaffungspreis von maximal 1000 Euro als geringwertiges Wirtschaftsgut (GWG) komplett steuerlich absetzen.
Nachhaltigkeit: Balkonkraftwerke als Aushängeschild für Unternehmen?
Unternehmen können es sich heutzutage kaum leisten, sich nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Eine große Rolle spielt dabei auch der Einsatz von erneuerbaren Energien, sowie Energieeffizienz generell. Für börsenorientierte Unternehmen ist es bereits seit 2017 Pflicht, einen Nachhaltigkeitsbericht zu verfassen. Kleinere Unternehmen müssen zwar keine spezifischen gesetzlichen Vorschriften in Sachen Nachhaltigkeit einhalten, allerdings wächst auch hier der Druck. Denn vor allem Kunden fordern nachhaltiges Engagement von Unternehmen ein. Die Global Sustainability Study 2022 der Unternehmensberatung Simon Kucher & Partners ergab, dass 95 Prozent der Deutschen Nachhaltigkeit bei Produkten und Dienstleistungen wichtig ist. Wer als Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben möchte, kommt um das Thema also nicht mehr herum. Eigenen grünen Strom mit einem Balkonkraftwerk zu produzieren, kann ein guter Weg sein, um als Unternehmen mit wenig Aufwand aktiv etwas für mehr Nachhaltigkeit zu tun. Ein guter Nebeneffekt: Mit dem Fakt, einen Teil seines Betriebs mit selbstproduziertem Solarstrom am Laufen zu halten, lässt sich gut werben. Aber Vorsicht: Keine falschen Versprechungen machen!
Balkonkraftwerk oder große PV-Anlage: Was passt für Unternehmen und Selbstständige?
Die Frage, ab wann es sich für ein Unternehmen lohnt, statt einem Balkonkraftwerk eine größere PV-Anlage anzuschaffen, lässt sich nicht pauschal beantworten. Entscheidend ist vor allem die Fläche, die man zur Verfügung hat und der Stromverbrauch des Unternehmens.
Wie viel Fläche steht zur Verfügung?
Ein Modul eines Balkonkraftwerks braucht in der Regel circa zwei Quadratmeter Fläche. Wenn kleinere Unternehmen oder Selbstständige also nur wenige Quadratmeter Platz für eine Solaranlage zur Verfügung haben, sind Balkonkraftwerke ideal. Sobald jedoch eine größere Fläche für die Module vorhanden ist, sollte man überlegen, eine größere PV-Anlage zu installieren. Ab einer Leistung von 800 Watt muss dann zwar die Installation und die Anmeldung der Anlage über eine Fachkraft erfolgen, dafür sind die Erträge signifikant höher. Laut einer Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, in der die Wirtschaftlichkeit von PV-Anlage untersucht wurde, empfiehlt es sich, eine verfügbare Fläche größtmöglich auszunutzen, um die besten Renditen zu erzielen. Mit dem Yuma Strom-Spar-Checker lässt sich zudem ausrechnen, welche Einsparungen Betreiber bei welchem Szenario erwarten können. Statt einer großen PV-Anlage viele kleinere Balkonkraftwerke zu montieren, lohnt sich nicht, da man rein gesetzlich pro Stromkreis nur je ein Balkonkraftwerk mit maximal 800Watt betreiben darf. Bei großen PV-Anlagen, die direkt ans Stromnetz angeschlossen werden, gibt es hingegen keine Begrenzung, was die Leistung angeht.
Wie hoch ist der Stromverbrauch des Unternehmens?
Neben der Frage nach der verfügbaren Fläche, ist auch die Frage nach dem Stromverbrauch des Unternehmens relevant. Zu beachten ist grundsätzlich, dass Balkonkraftwerke immer nur den Teil eines Strombedarfs decken werden – egal wie klein der Betrieb ist. Ein Balkonkraftwerk mit einer Leistung von 800 WP kann problemlos 800 Kilowattstunden im Jahr erzeugen. Das bedeutet: Bei einem Ein- oder Zwei-Personen-Betrieb sowie Soloselbstständigen kann ein Balkonkraftwerk wahrscheinlich einen verhältnismäßig großen Anteil des Stromverbrauchs decken. Fällt aus Platzgründen die Option einer großen PV-Anlage weg, kann ein Balkonkraftwerk trotzdem eine gute Alternative sein. Denn zumindest deckt die Anlage immer noch einen Teil des Strombedarfs und die Investitions- und Betriebskosten sind gering und amortisieren sich bereits nach kürzester Zeit.
Welche Förderprogramme und Subventionen gibt es für Unternehmen beim Kauf und Betrieb eines Balkonkraftwerks?
Die Energiewende, also die Umstellung auf erneuerbare Energien, ist als politisches Ziel in Deutschland fest verankert. Dem Bund, den Ländern und den Kommunen ist daher daran gelegen, den Ausbau von Solaranlagen zur Energiegewinnung zu fördern. Lange Zeit wurden vor allem große Photovoltaikanlagen bezuschusst und subventioniert. Inzwischen liegt der Fokus auch auf der Förderung kleinerer Anlagen, die sich eine größere Menge an Menschen und eben auch mehr Unternehmen leisten können.
Einspeisevergütung: Sinnvolle Zusatzeinnahme für Unternehmen oder unnötiger bürokratischer Aufwand?
Mit der sogenannten Einspeisevergütung können Betreiber von Photovoltaikanlagen – auch von Balkonkraftwerken – für jede Kilowattstunde eigenproduziertem Strom, den sie nicht selbst nutzen, sondern ins öffentliche Netz einspeisen, Geld verdienen. Lange Zeit ließen sich hiermit hohe Renditen einfahren. Allerdings wurde die Vergütung immer weiter reduziert. Bei kleinen Anlagen wie Balkonkraftwerken lohnt es sich daher inzwischen in der Regel nicht, die Einspeisevergütung einzukassieren. Für alle PV-Anlagen bis 10 kWh bekommt man 8,2 Cent je Kilowattstunde. Dadurch kostet der selbsterzeugte Strom Anlagenbetreiber aktuell wesentlich weniger als Strom, den man beim Energieversorger bezieht. Hinzu kommt ein relativ hoher bürokratischer Aufwand. Wer als Unternehmen über viel Flachdachfläche- oder Freifläche verfügt, sollte eher überlegen, statt einem Balkonkraftwerk eine größere PV-Anlage zu installieren. Dann kann sich auch die Einspeisevergütung rentieren.
Welche Fördermöglichkeiten bei Balkonkraftwerken gibt es für Unternehmen?
Beim Kauf eines Balkonkraftwerks gibt es viele Förderprogramme, mit denen man sich auch als Unternehmen finanziell bezuschussen lassen kann. Staatliche Förderung gibt es keine, denn diese wird quasi durch die Einspeisevergütung abgebildet. Bei den Bundesländern gibt es Subventionsprogramme in Berlin, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Allerdings unterstützt lediglich Berlin mit seinem Programm SolarPLUS auch Unternehmen und nicht nur Privatpersonen oder gemeinnützige Organisationen. Bei den Kommunen sind die Förderprogramme sehr unterschiedlich aufgestellt. Sie haben sowohl verschiedene Fördersätze als auch -bedingungen. Die meisten Kommunen richten ihre Unterstützung auch an Gewerbetreibende – allerdings nicht alle. Unternehmer sollten sich unbedingt auf der Internetseite ihrer Kommune für ihren spezifischen Fall informieren.
Fazit
Wer als Unternehmen über Fläche für potenzielle Solaranlagen verfügt, Energiekosten sparen und nachhaltiger werden möchte, für den ist eigener Solarstrom grundsätzlich eine gute Idee. Kleine Unternehmen und Selbstständige mit wenig Platz können dabei gut Balkonkraftwerke nutzen. Bei dessen Kauf und Betrieb können Unternehmen auf verschiedene Förderprogramme und Kreditangebote zurückgreifen. Zudem gibt es viele steuerliche Vorteile. In der Regel reicht die Leistung von Balkonkraftwerken allerdings nur, um einen Teil des Stromverbrauchs und damit der Energiekosten in Unternehmen zu decken – selbst bei kleinen Betrieben.