2022 kam Österreich erstmals über die Gigawatt-Marke an installierter Photovoltaik-Leistung. Im weltweiten Ranking von neugebauten PV-Anlagen landete das Land an der Donau auf Platz 20. Aber nicht nur im großen Stil wird die Sonnenenergie in Österreich genutzt. Auch in der Welt der Balkonkraftwerke ist Bewegung.
Wie viel Leistung darf ein Balkonkraftwerk haben?
Während die Leistungsgrenze für Balkonkraftwerke in Deutschland im Rahmen des Solarpakets I erst seit dem 16. Mai 2024 von 600 auf 800 Watt angehoben wurde, gilt diese Grenze in Österreich bereits seit mehreren Jahren. Wie auch in Deutschland bezieht sich die Grenze hier auf die Wechselrichterleistung.
Wie ist die Gesetzeslage für Balkonkraftwerke in Österreich?
Wie in Deutschland gibt es auch in Österreich Normen zur Inbetriebnahme von Balkonkraftwerken. In der Alpenrepublik ist der Österreichische Verband für Elektrotechnik (OVE) für diese Richtlinien zuständig.
Die erste Hürde gilt es schon vor der Installation zu nehmen. So müssen neue Anlagen mindestens zwei Wochen vor Inbetriebnahme beim zuständigen Netzbetreiber angemeldet werden. Das kann in den meisten Fällen schnell und online über vorgefertigte Formulare erledigt werden. Bei manchen Netzbetreibern reicht auch eine einfache E-Mail.
Anschließend muss der Stromanbieter gegebenenfalls den Stromzähler austauschen. Dieser darf nämlich, wie aktuell auch in Deutschland, noch nicht rückwärtslaufen, wenn der erzeugte Strom nicht gleich verbraucht und somit ins öffentliche Netz eingespeist wird.
Schuko-Stecker sind nicht normgerecht
Hat der Netzanbieter nichts zu bemängeln, kann die Installation losgehen. Die kannst du bis zu der Grenze von 800 Watt rein theoretisch auch selber in die Hand nehmen. Wenn die Inbetriebnahme allerdings normgerecht vonstatten gehen soll, muss diese von einer Elektrofachkraft vorgenommen werden.
Ein Balkonkraftwerk darf nach geltender OVE-Norm nämlich nicht über einen regulären Schuko-Stecker ans Netz angeschlossen werden. Die Anlage muss fest an das Netz angeschlossen werden, also mit einem Wieland-Stecker. Dieser lässt sich nur durch eine Elektrofachkraft anbringen und kann anschließend nicht einfach aus der Steckdose gezogen werden.
Wichtig zu wissen: Die Normen sind eher als Richtlinien zu verstehen, die im Optimalfall eingehalten werden sollten. Rechtlich bindend sind sie jedoch nicht. Allerdings bestehen in Österreich noch viele Netzbetreiber und Versicherungen auf einen normgerechten Anschluss. Im Zweifelsfall führt also kein Weg am Wieland-Stecker vorbei.
Baurechtliche Vorschriften
In Österreich ist die Bauordnung Sache der einzelnen Bundesländer. Hier gilt es also, sich vor dem Kauf umfassend darüber zu informieren, welche Vorschriften für den individuellen Standort bestehen. Gerade in Gebieten, die unter Denkmalschutz stehen, könnte die Installation eines Balkonkraftwerks Schwierigkeiten geben.
Wie kann ich mein Balkonkraftwerk in Österreich versichern?
Wie auch in Deutschland fällt ein Balkonkraftwerk in Österreich unter den Versicherungsschutz der Hausratversicherung. Allerdings solltest du mit deiner Versicherung klären, ob du für deine Mini-PV-Anlage eine Erweiterung der bestehenden Versicherung brauchst.
Als Eigentümer:in eines Hauses oder einer Wohnung kannst du auch prüfen, ob dein Balkonkraftwerk von der Gebäudeversicherung abgedeckt wird. Auch hier kann die Versicherung in manchen Fällen angepasst werden.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auch eine Photovoltaik-Versicherung abschließen. Diese umfasst eine Vielzahl von Eventualitäten, wie die Deckung gegen Diebstahl, Vandalismus, Feuer oder Sturmschäden. Allerdings solltest du vor Abschluss der Versicherung klären, ob diese für dein Balkonkraftwerk geeignet ist.
Gibt es in Österreich eine Einspeisevergütung?
Eine Einspeisevergütung ist in Österreich im Ökostromgesetz (Paragraf 41, Absatz 1) festgelegt. Demnach kann man sich den selbsterzeugten, aber nicht genutzten Strom von der Österreichischen Marktordnungsstelle (OeMag) zum Marktpreis abkaufen lassen.
Davon ausgenommen sind lediglich die aliquoten AE-Kosten. Gemeint sind damit Kosten, die für administrative Aufgaben im Rahmen der Abwicklung der Stromeinspeisung anfallen. Diese werden nachher von der Vergütung abgezogen.
Wirklich lohnenswert ist die Einspeisevergütung allerdings nicht. Pro eingespeister Kilowattstunde erhältst du bei den aktuellen Strompreisen nur rund zehn Cent.
Wie in Deutschland gilt also auch in Österreich: Lieber probieren, den Eigenverbrauch zu optimieren.
Wie werden Balkonkraftwerke in Österreich gefördert?
Österreich verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2030 soll Strom nach dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) nur noch aus 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen erzeugt werden.
Keine Umsatzsteuer mehr
Um diesem Ziel näherzukommen, hat die österreichische Regierung Mitte Oktober 2023 beschlossen, dass es ab Januar 2024 keine Umsatzsteuer mehr für PV-Anlagen bis 35 kWp geben wird.
Der Entfall der Umsatzsteuer gilt auch für Balkonkraftwerke. Die Befreiung von der Umsatzsteuer gilt vorerst für die Jahre 2024 und 2025.
Investitionszuschuss vom Bund
Das österreichische Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie hat die aktuellen Investitionszuschüsse (Stand: Dezember 2023) für Photovoltaik-Anlage in fünf Kategorien unterteilt.
Kategorie A:
- PV-Anlagen bis 10 kWp
- Förderhöhe: maximal 285 Euro/kWp
Kategorie B:
- PV-Anlagen von 10 bis 20 kWp
- Förderhöhe: maximal 250 Euro/kWp
Kategorie C:
- PV-Anlagen von 20 bis 100 kWp
- Förderhöhe: maximal 140 Euro/kWp
- Nur in Kombination mit PV-Anlage für Investitionszuschuss geeignet
- Förderhöhe: 200 Euro/kWp
Förderung nach je nach Bundesland und Gemeinde unterschiedlich
Neben den staatlich gesteuerten Investitionszuschüssen können auch die einzelnen Bundesländer und Gemeinden in Österreich verschiedene Förderungen für Balkonkraftwerke anbieten. Daher empfiehlt es sich, sich auf den Webseiten der verschiedenen Bundesländer über die Fördermöglichkeiten auf dem Laufenden zu halten.
Sonneneinstrahlung Österreich
Auch in Sachen Sonnenstunden ist das Alpenland gut aufgestellt. Während Deutschland über das Jahr hinweg auf rund 1.700 Sonnenstunden kommt, geht der Wert in Österreich ein wenig über die 1.900-Stunden-Marke hinaus.
Die mittlere jährliche Sonneneinstrahlung liegt in Österreich laut dem Bundesverband Photovoltaik bei 1.000 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter. Bei optimaler Ausrichtung und Neigung der Solarpaneele könnte ein 800-Watt-Balkonkraftwerk bei durchschnittlich 1.900 Sonnenstunden im Jahr rund 1520 KWh generieren (Jahresenergieproduktion (kWh) = Leistung des Kraftwerks (kW) * durchschnittliche Sonnenstunden pro Jahr; 0,8kW * 1900 Stunden = 1520 kWh).
Einen solchen Wert in der Realität zu erreichen ist jedoch unwahrscheinlich, da weitere Faktoren, wie Verschmutzung oder Effizienz der Solarpaneele mit in die Berechnung einspielen. Allerdings sollte man auch mit Einberechnung der weiteren Werte über ein Jahr hinweg bequem den Kühlschrank (rund 400 kWh pro Jahr), den Fernseher (rund 100 kWh pro Jahr) und noch ein paar weitere Haushaltsgeräte versorgen können.
Fazit
Da Österreich seinen Strom bis 2030 aus 100 Prozent erneuerbaren Quellen erzeugen will, bemüht sich das Land um immer bessere Bedingungen für die Nutzung nachhaltiger Energien – dazu gehören auch Balkonkraftwerke. Allerdings gibt es im gesetzlichen Raum noch einige Grauzonen, die nicht ganz einfach zu durchschauen sind. Nichtsdestotrotz ist es in Österreich durchaus lohnenswert, über die Anschaffung einer Mini-PV-Anlage nachzudenken. Neben einer ansprechenden staatlichen Förderung locken auch eine geregelte Einspeisevergütung und die überzeugenden Sonnenstunden.
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