Camping liegt im Trend. Besonders, weil diese Art zu reisen eine nachhaltige Alternative zur Flugreise bietet. Noch umweltbewusster wird der Trip, wenn der Strom grün ist – zum Beispiel, weil er aus einer Solaranlage gewonnen wird. Wie das beim Camping funktioniert und ob sich auch Balkonkraftwerke dafür nutzen lassen, erklärt dieser Artikel.
Rund 40 Millionen Menschen übernachteten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2022 auf deutschen Campingplätzen. 2009 waren es noch knapp 25 Millionen. Campingurlaub boomt. Kein Wunder, denn diese Form des Reisens verspricht zwei große Vorteile: Sie ist günstig und grün – besonders, wenn der Urlaub mit dem Camper, Wohnmobil oder Zelt eine längere Flugreise ersetzt. Wem beim Camping vor allem diese Nachhaltigkeits- und Autarkieaspekte wichtig sind, stellt sich schnell die Frage: Kann ich nicht auch bei der Stromversorgung noch umweltfreundlicher und unabhängiger werden? Die Antwort lautet: Ja – mit Solarenergie. Wie ihr diese nutzen könnt, dafür gibt es vielfältige Möglichkeiten.
Welche Solarmodule lassen sich zum Campen nutzen?
Zwei Wochen durchs Land touren und alle zwei Tage seinen Wohnwagen auf einem neuen Campingplatz parken, drei Monate Dauercampen auf dem Stellplatz seines Vertrauens oder nur einen Wochenend-Trip mit dem Zelt unternehmen – Campingurlaub kann ganz unterschiedlich aussehen. So verschieden die Campingarten sind, so verschieden sind auch die Solarmodule, die ihr beim Camping nutzen könnt. Grundsätzlich lassen sie sich in vier Typen unterscheiden: statische Solarmodule mit Metallrahmen, faltbare Solarmodule, semiflexible Solarmodule und flexible Solarmodule.
- Statische Solarmodule mit Metallrahmen sind jene Module, die auch bei klassischen Balkonkraftwerken oder Dach-Photovoltaikanlagen zum Einsatz kommen. Sie müssen über eine Halterung fest auf einem Untergrund installiert werden. Sie sind außerdem relativ schwer, in der Regel wiegen sie 20-25 Kilogramm. Daher sind sie aber auch sehr stabil. Zu diesen Modulen gehören die Yuma-Balkonkraftwerke für den Garten. Wer zum Beispiel eine Camping-Parzelle über mehrere Monate angemietet hat, kann sich mit einem solchen System selbstständig mit Strom versorgen oder zumindest unabhängiger machen. Für Kurz-Trips oder Campingurlaube mit vielen Ortswechseln bietet sich diese Lösung nicht an.
- Inzwischen gibt es auch statische Solarmodule, die speziell für die Anwendung bei Campern gedacht sind. Diese zeichnen sich durch besonders leichte Aluminiumrahmen aus und werden häufig direkt mit spezifischen Halterungen für Wohnwagendächer geliefert. Zu den statischen Modulen zählen auch sogenannte Solarkoffer. Der Vorteil bei diesen liegt darin, dass sie sich einfach zusammenklappen lassen und dadurch besser transportierbar sind. Sie lassen sich also sogar zum Zelten gut verwenden.
- Semiflexible Solarmodule lassen sich um bis zu zehn Grad biegen. Damit können sie der Wölbung eines Camperdachs angepasst werden. Oft verfügen sie auch über eine Klebefläche, mit der ihr sie direkt auf dem Dach befestigen könnt. Das Gewicht ist sehr gering, meist liegt es bei unter zwei Kilogramm. Diese Module sind besonders geeignet, wenn ihr beim Camping viele verschiedene Stopps einplant. Sie werden außerdem vom ADAC empfohlen.
- Flexible Solarmodule sind stark biegbar. Zum Teil lassen sie sich sogar komplett einrollen. Das macht sie natürlich sehr leicht transportierbar. Allerdings sind sie dadurch auch anfälliger für Brüche oder Defekte.
Grundsätzlich solltet ihr bei Mini-Photovoltaikanlagen fürs Camping auf monokristalline Module zurückgreifen. Diese sind leistungsfähiger und effizienter als polykristalline Modelle. So liefern sie auch bei diffusen Lichtverhältnissen oder Teilverschattung ausreichend Strom.
Wie viel Leistung sollten Solarmodule fürs Camping haben?
Wie immer bei der Frage nach der Leistungsfähigkeit von Photovoltaikanlagen hängt die Empfehlung vom individuellen Stromverbrauch ab. Der ADAC hat allerdings einen groben Richtwert berechnet, an dem ihr euch gut orientieren könnt. Dieser liegt beim Camping mit zwei Personen bei einer Modulleistung von 200 Watt, beim Camping mit vier Personen bei 400 Watt. Laut ADAC reicht die damit an einem sonnenreichen Tag generierte Energie für rund drei Tage ohne Sonne.
Wer es genauer wissen will, kann seinen eigenen Stromverbrauch beim Camping leicht selbst berechnen. Dafür solltet ihr zunächst überlegen, welche Elektrogeräte ihr verwendet, zum Beispiel Kühlschrank, Smartphone-Ladegerät, Wasserpumpe, Heizung, Fernseher etc. Dann multipliziert ihr die Leistung dieser Geräte in Watt mit der Dauer, die diese am Tag in Betrieb sind. Heraus kommt der Stromverbrauch in Wattstunden. Hat die LED-Beleuchtung im Camper beispielsweise eine Leistung von 10 Watt und ist täglich vier Stunden eingeschaltet, lautet die Rechnung:
10 Watt x 4 h = 40 Wattstunden (Wh)
Die LED-Beleuchtung hat also einen Stromverbrauch von 40 Wh. Diese Rechnung wiederholt ihr für alle beim Camping verwendeten Elektrogeräte und addiert die Ergebnisse zusammen. Somit erhaltet ihr am Ende den täglichen Stromverbrauch. Die Leistung der Solarmodule sollte dann unbedingt über dem Stromverbrauch liegen – und zwar auch nicht nur minimal, da ihr nicht von dauerhaft optimalen Wetterverhältnissen ausgehen könnt. Generell gilt auch, dass beim Campen im Winter die Leistung der Module aufgrund der geringeren Anzahl an Sonnenstunden pro Tag wesentlich höher sein muss.
Direkteinspeisung oder Speicher?
Zu Hause funktioniert ein Balkonkraftwerk so, dass der Strom, den die Solarzellen produzieren, direkt verwendet wird. In diesem Fall ist die Solaranlage aber auch direkt an das Stromnetz angebunden. Ein Speicher kann sinnvoll sein, ist aber nicht notwendig. Beim Camping sieht die Situation in der Regel anders aus. Beim Zelten habt ihr zum Teil gar keinen Stromanschluss. Campt ihr mit einem Wohnwagen oder -mobil könnt ihr euer Gefährt zwar an einen Stromkreis des Campingplatzes anschließen, oft ist eine Direkteinspeisung dort aber nicht möglich oder schlicht nicht erlaubt.
Denn klassische Haushaltsstromnetze sind mit 16 Ampere abgesichert, Campingplätzen allerdings verfügen oft nur über ein gering abgesichertes Stromnetz. 10, 6 oder 4 Ampere sind keine Seltenheit. Das bedeutet, dass eine Solaranlage im Zweifel beim einfachen Anstecken an die Steckdose im Camper, die Sicherung des Campingplatzes lahmlegt. Zudem speist ihr beim Plug & Play nicht selbst genutzten Strom ins Netz des Campingplatzes ein und verfälscht so im Zweifel die Daten der Stromzähler. Natürlich könnt ihr immer mit dem Pächter eines Campingplatzes reden und sich gegebenenfalls die Erlaubnis zur Direkteinspeisung holen.
Autark durch Stromspeicher: Welche Möglichkeiten gibt es beim Campen?
Geläufiger als die Direkteinspeisung und außerdem häufiger empfohlen ist die Variante über einen Stromspeicher. Das Attraktive: So könnt ihr euch auch komplett unabhängig von der Stromversorgung über einen Campingplatz machen und bares Geld sparen. Ein Stromanschluss kostet dort immerhin in der Regel mindestens fünf Euro am Tag. Wohnwagen verfügen meistens ganz automatisch über eine gute Speichermöglichkeit für den selbstproduzierten Solarstrom: die Versorgungsbatterie. Davon sind oft sogar zwei direkt beim Lieferumfang integriert. Bei Solarmodulen auf dem Wohnwagendach ist es sinnvoll, diese Versorgungsbatterie direkt über im Inneren des Wohnwagens verlaufende Kabel mit der Solaranlage zu verbinden. Allerdings erfordert das ein gewisses elektrotechnisches Know-how.
Falls ihr euch für diese Variante entscheidet, gilt: Unbedingt einen Solarladeregler zwischen die Solaranlage und die Batterie schalten. Ansonsten droht eine Überladung der Batterie, was diese auf Dauer extrem schädigt. Bei Solarladereglern gibt es zwei Modelle: PWM-Regler oder MPPT-Regler. MPPT-Regler sind effizienter als PWM-Regler, da sie die volle Leistungsfähigkeit der Solaranlage ausnutzen können und überschüssige Spannung in zusätzlichen Ladestrom umwandeln können. Sie sind allerdings auch teurer.
Alternativ bietet sich als Stromspeicher auch eine sogenannte Powerstation an. Wenn ihr eine solche nutzt, braucht ihr keine Elektronik zu verlegen. Stattdessen wird der Speicher direkt über einen MC4-Stecker oder einen Schukostecker an die Solaranlage angeschlossen. Dann wird der produzierte Strom in die Powerstation eingespeist und so für den späteren Gebrauch gelagert. Laderegler und Speicher sind bei dieser Variante direkt integriert. Es handelt sich hierbei also um eine All-in-One-Lösung. Aber hier liegt auch der Haken: Powerstations sind sehr teuer. Die Preise können schnell bei über 1.000 Euro liegen. Damit lohnt sich ein solcher Speicher finanziell oft nicht. Ebenso ist zu beachten, dass der Strom der Powerstation nicht ohne Weiteres von den technischen Geräten im Camper nutzbar ist.
Fazit
Solaranlagen bieten sich gut an, um noch grüner und günstiger zu campen. Für jegliche Art des Campings abseits von Dauercampen empfiehlt es sich jedoch nicht, ein reguläres Balkonkraftwerk zu einer mobilen Solaranlage umzufunktionieren. Dafür ist es zu schwer, zu groß und zu wenig auf häufiges Auf- und Abbauen angelegt. Allerdings gibt es inzwischen gute, speziell fürs Camping produzierte Solarmodule. Am besten eignen sich hier semiflexible Modelle, da sie gleichzeitig etwas beweglich und trotzdem robust sind. Fürs Camping ist es außerdem sinnvoll, seinen Solarstrom zu speichern. Bei einem Wohnwagen geht das gut über die Versorgungsbatterie, die sich direkt mit der Solaranlage verkabeln lässt. Alternativ kann eine Powerstation verwendet werden, die aber sehr teuer ist. Generell ist das Aufrüsten eines Campers mit Solaranlage nicht günstig. Laut ADAC muss dabei mit Investitionskosten von rund 1.000 € kalkuliert werden.