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Das Elektroauto mit Strom vom Balkonkraftwerk laden ?

Andreas König
Auto neben Ladestation

Elektroautos mit Strom aus dem Balkonkraftwerk laden – ein „perfect match“? Dieser Beitrag gibt die Antwort.

 

Immer mehr mit Strom betankte Elektroautos fahren auf deutschen Straßen und immer mehr Mini-Solaranlagen produzieren Strom auf Balkonen, Terrassen und Flachdächern. Elektroautos mit Strom aus dem Balkonkraftwerk laden – ein „perfect match“ also? Dieser Beitrag gibt die Antwort.

Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Ein Elektroauto verursacht keine CO2-Emmissionen, schont aber nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Einerseits, weil der Staat Elektromobilität begünstigt und E-Auto-Fahrer:innen dadurch zum Beispiel Steuern sparen. Und andererseits, weil das Laden mit Strom deutlich günstiger ist als das Tanken mit anderen Kraftstoffen. Legt man eine durchschnittliche Fahrleistung und durchschnittliche Strompreise zugrunde, zahlen Verbraucher:innen, die ihr Elektroauto zu Hause laden, 907 Euro pro Jahr. Für einen vergleichbaren, mit Benzin getankten Verbrenner fallen bei einem aktuellen Benzinpreis von 1,88 Euro pro Liter durchschnittlich 1605 Euro im Jahr an – also 77 Prozent mehr.

Wenn man das E-Auto dann auch noch mit Strom laden könnte, den das eigene Balkonkraftwerk produziert hat, wäre der Kreislauf perfekt. Die Idee, das E-Auto mit selbst produzierter Sonnenenergie aufzuladen, ist spannend. Schließlich hätte das viele Vorteile: Der Stromverbrauch aus fossilen Energiequellen sinkt, der CO2-Ausstoß wird drastisch minimiert und Verbraucher:innen sparen Geld. Aber funktioniert das so einfach? Dieser Artikel erklärt unter anderem, ob es möglich ist, das Elektroauto mit vom Balkonkraftwerk produzierten Strom zuladen, was es mit PV-Überschussladung auf sich hat und warum Photovoltaik und Elektromobilität eine gute Kombination sind.

Ist es möglich, E-Autos mit Strom aus dem Balkonkraftwerk zu laden?

Die theoretische Antwort lautet: Ja. Rein physikalisch ist es möglich, sein Elektroauto mit Strom zu laden, den eine Mini-Solaranlage produziert hat. Aber zu früh gefreut, denn die praktische Antwortet ist ehrlicherweise: Nein. Um das näher zu erläutern, genügt schon ein Blick auf die Rahmendaten: Stand heute (August 2024) dürfen Balkonkraftwerke maximal 800 Watt Leistung erbringen. Das ist zwar mehr als die 600 Watt Grenze vor dem Solarpaket 1,  aber es reicht immer noch nicht. Die am weitesten verbreiteten Wallboxen, die man zum Laden eines E-Autos verwendet, benötigen 11.000 Watt.

Ein Balkonkraftwerk, das in der Spitze 800 Watt Leistung erbringen kann, würde also gerade einmal etwas mehr als 7 Prozent zum Ladevorgang beitragen. Der Großteil des benötigten Stroms käme weiter aus dem öffentlichen Netz. Hinzu kommt, dass viele Elektroautos überhaupt erst ab einer Leistung von 1.400 Watt Ladung aufnehmen, einige neuere Modelle sogar erst ab 4.200 Watt.

Selbst Balkonkraftwerke mit Speicher sind hier keine gute Alternative, weil die derzeit auf dem Markt befindlichen Speicher nicht im Ansatz die Kapazität aufweisen, um ein Elektroauto zu laden. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die meisten E-Autos nachts geladen werden – zu einer Zeit, in der Balkonkraftwerke keinen Strom produzieren.

Können Balkonkraftwerke doch einen Beitrag zum E-Auto tanken leisten?

E-Auto-Besitzer:innen sollten aber trotzdem auf dem Schirm haben, dass Balkonkraftwerke einen – wenn auch überschaubaren – Beitrag zur Ladung des eigenen E-Autos leisten können. Es lohnt sich finanziell deutlich mehr, den Strom aus dem Balkonkraftwerk, der nicht von Haushaltsgeräten verbraucht werden kann, zur Ladung von E-Fahrzeugen einzusetzen, als ihn ins öffentliche Netz einzuspeisen. Denn das bringt, wenn überhaupt, nur ein paar Cent.

Wer seinen nicht verbrauchten Strom jedoch in andere Geräte fließen lässt, bedient sich der sogenannten PV-Überschussladung. Sie ermöglicht es zum Beispiel, Elektrofahrzeuge umweltfreundlich und kosteneffizient zu laden, da die Energie direkt vor Ort erzeugt wird und keine zusätzlichen Stromkosten anfallen. Sie trägt dazu bei, den Eigenverbrauch von Solarstrom zu maximieren und die Abhängigkeit von Netzstrom zu reduzieren.

Welche Leistung benötigt ein E-Auto zum Laden?

Wenn Elektro-Autos zu Hause geladen werden, dann in den meisten Fällen über sogenannte Wallboxen. Das sind Ladestationen für Elektrofahrzeuge, die an der Wand montiert werden und sich normalerweise in einer Garage oder an einem anderen Ort in der Nähe des Parkplatzes des Fahrzeugs befinden. Wallboxen sind leistungsstärker (in der Regel zwischen 11 und 22 kW) als herkömmliche Haushaltssteckdosen (3,7 kW) und ermöglichen daher kürzere Ladezeiten. Eine Ladung per Steckdose ist für die meisten Fahrer:innen von Elektroautos daher nur eine Notlösung und kann bis zu einem ganzen Tag lang dauern. Wallboxen sind deshalb für Privathaushalte die bessere Wahl. Noch schneller laden sogenannte HPC-Ladesäulen, auch Schnellladesäulen genannt, wie man sie von Parkplätzen im öffentlichen Raum oder Autobahnraststätten kennt.

Um zu verdeutlichen, welche Leistung ein E-Auto zum Laden sinnvollerweise braucht und um zu zeigen, warum Balkonkraftwerke dabei nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen können, genügt ein Rechenbeispiel:

Wir gehen von einem E-Auto aus dem Mittelklassesegment mit einer Akku-Kapazität von 65 kWh aus. Es soll von 10 auf 80 Prozent geladen werden.

 Ladeart Ladezeit
HPC-Säule (50 KW) 0,9 Stunden
Wallbox (11 KW) 4,15 Stunden
Haussteckdose (3,7 KW) 12,3 Stunden
Balkonkraftwerk (0,8 KW) 57 Stunden

 

Es ist auf einen Blick erkennbar, dass eine Ladung des Elektroautos mit einem Balkonkraftwerk wenig sinnvoll ist. Man bräuchte 62,5 Mini-PV-Anlagen unter Volllast und einer Leistung von 800 Watt, um eine verhältnismäßig schwache Schnellladesäule mit mindestens 50.000 Watt Leistung zu ersetzen. Sehr gute HPC-Säulen erzielen heute übrigens schon 300.000 Watt.

Können sich Photovoltaik und E-Mobilität sinnvoll ergänzen?

Auch wenn Strom, der von einer Mini-Solaranlage produziert wird, nicht die erste Wahl für die Ladung von E-Autos sein kann, ergibt die Kombination aus Photovoltaik und Elektromobilität sehr viel Sinn. Allerdings vor allem für Eigenheimbesitzer:innen, die ausreichend Platz haben, um eine große PV-Anlage auf ihrem Dach zu installieren und somit mehr Leistung erzielen können.

Um ausreichend Energie zu gewinnen, damit neben dem Haushalt auch das E-Auto mit dem selbst produzierten Strom versorgt werden kann, braucht es mindestens eine Fläche von 10 bis 15 Quadratmetern, die von Solarmodulen abgedeckt wird. Zusätzlich könnte ein großer Speicher für die gewonnene Solarenergie sinnvoll sein, damit überschüssige Energie nicht ins Netz gespeist wird, sondern in die Ladung des E-Autos fließen kann.

Fazit

Balkonkraftwerke haben andere Stärken und Funktionen als das Laden von Elektroautos. Sie senken die Grundlast im Haushalt und sind besser für die Versorgung von Kühlschränken, W-Lan-Routern oder Stand-by-Geräten geeignet. Großverbraucher wie Elektroautos, aber auch Wärmepumpen benötigen jedoch deutlich mehr Leistung. Wer diese auch aus eigens produzierter Solarenergie gewinnen will und die Möglichkeit hat, kann über eine große PV-Anlage auf dem Dach nachdenken.

Mini-PV-Anlagen können aber eine spannende Möglichkeit sein, um kleinere Fahrzeuge zu laden, die mit Strom angetrieben werden. So können Balkonkraftwerke beispielsweise E-Bikes, E-Scooter oder auch E-Roller oder E-Motorräder laden. 

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Andreas König

Als Content-Manager kümmert sich Andreas bei Yuma um Redaktionelles. Hier nutzt er seine Erfahrung aus dem technischen Vertrieb und diversen Redaktionen, um über News und Wissenswertes zur Photovoltaik zu informieren.