Wie funktionieren dynamische Stromtarife?
Bei klassischen Stromtarifen zahlen Verbraucher einen festen Preis pro kWh. Anders sieht es bei dynamischen Stromtarifen aus. Hier ändert sich der Strompreis seit dem 01.10.2025 viertelstündlich. Das bedeutet, dass es jede Viertelstunde einen neuen Strompreis gibt. Dieser Strompreis richtet sich nach dem Börsenpreis am EPEX-Spotmarkt, dem Großhandelsmarkt für Strom in Europa. Dieser wird in den meisten Fällen am Day-Ahead-Markt gehandelt. Das heißt, dass der Strompreis für die gleiche Viertelstunde am Folgetag gehandelt wird. Das sorgt bei Verbrauchern für Planungssicherheit mit der Möglichkeit den Verbrauch für den Folgetag im Voraus zu planen.
Den Börsenstrompreis kannst du hier verfolgen: Netztransparenz Spotmarktpreis nach § 3 Nr. 42a EEG
Der Börsenpreis für Strom kann auch negativ sein, sollte zu viel Strom im Umlauf sein. Dann bekommen Abnehmer für die Abnahme von Strom Geld. Doch das Werbeversprechen einiger Anbieter mit negativen Stromkosten ist nicht richtig, da du als Endkunde weitere fixe Kosten, welche sich je nach Anbieter leicht unterscheiden können, zahlen musst.
Zu diesen Kosten zählen:
- Netzentgelte für die Nutzung des Stromnetzes
- Stromsteuer
- Konzessionsabgabe an die Gemeinden
- diverse Umlagen
- Vertriebskosten
- Fixe Monatsgebühr
Achtung: Nicht alle dynamischen oder variablen Stromtarife bieten die viertelstündliche Anpassung des Strompreises an. Manche Anbieter bieten monatlich variable Strompreise an. Diese orientieren sich ebenfalls am Börsenstrompreis.
Wichtig: Für die Nutzung eines dynamischen Stromtarifs ist die Installation eines Smart-Meter-Gateways erforderlich. Dieses kannst du, sofern noch nicht vorhanden, beim Messstellenbetreiber einfordern. Dieser kann für den vorzeitigen Einbau ein einmaliges Entgelt verlangen.
Hinweis: Ein digitaler Zähler ist noch kein intelligentes Messsystem, sondern eine digitale Messeinrichtung. Erst durch das Aufsetzen eines Gateways (Kommunikationseinheit) wird der Zähler zum Smart Meter.
Wie berechnet sich der Börsenstrompreis?
Der Börsenstrompreis richtet sich nach Angebot und Nachfrage am Strommarkt. Wird viel Strom im Stromnetz erzeugt z.B. an sonnigen oder windigen Tagen, dann sinkt der Strompreis. Wird viel Strom verbraucht z.B. morgens oder abends, dann steigt der Strompreis an.
Die Kurve des Strompreises ähnelt einem „M“. Nachts ist die Nachfrage gering, sodass der Strompreis niedrig ist. Morgens, sobald die Leute aufstehen und sich für die Arbeit fertig machen, steigt der Strompreis enorm an, da die Nachfrage sehr stark steigt. Zum Mittag nimmt diese wieder ab, da die meisten Menschen auf der Arbeit sind. Abends, wenn die Leute von der Arbeit kommen, steigt der Strompreis wieder an. Nachts fällt der Strompreis wieder ab.

Quelle: https://www.energymarket.solutions/day-ahead-borsenpreise/
Wie kannst du das für dich nutzen? Indem du „asynchron“ verbrauchst. Das heißt, dass du deine Verbraucher laufen lässt, wenn die meisten Menschen wenig Strom verbrauchen oder die Erzeugung sehr hoch ist. Das ist beispielsweise über Zeitschaltdosen oder Smart-Home-Steuerung realisierbar.
Wie du mit einem dynamischen Stromtarif das Maximum aus deinem Balkonkraftwerk-Speicher herausholst?
Die meisten Balkonkraftwerk-Speicher der großen Hersteller wie EcoFlow, Anker oder Hoymiles verfügen über die Funktion über den Schuko-Stecker vom Hausnetz aufgeladen zu werden. Durch diese Funktion ist es möglich zu Zeiten von günstigem Strom die eigenen Speicher über das Netz aufzuladen. Sobald der Strom ein höheres Preisniveau erreicht hat, kann dieser günstigere Strom über die Speicher ins Hausnetz eingespeist und dort verbraucht werden. Dieser Vorgang passiert bei den meisten Speichern automatisch, da diese über ein smartes Messsystem verfügen und gleichzeitig Kenntnis über die Strompreise haben. Daher laden die Speicher bei günstigem Strom und entladen bei teurem Strom ohne aufwendige Steuerung.

EcoFlow App: KI-Modus

Anker App: Übersicht mit dynamischen Stromtarifen
Bei der Nutzung von dynamischen Stromtarifen kann es sinnvoll sein, den Speicher über die Erzeugung der Solarmodulen hinaus zu erweitern. Durch die erhöhte Kapazität lässt sich mehr günstiger Strom einspeichern und dadurch auch mehr Strom zu teureren Zeiten nutzen. Mit diesem Hebel kannst du die Ersparnis bei deiner Stromrechnung auf ein neues Level heben.
Die Speicher zur Erweiterung findest du hier bei Yuma: https://yuma.de/pages/balkonkraftwerk-speicher
Dynamische Stromtarife bieten Vorteile, aber bergen Nachteile
Vorteile |
Nachteile |
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Günstige Börsenpreise wirken sich direkt auf Verbraucherpreise aus |
Preisrisiko liegt komplett bei den Verbrauchern |
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Beitrag zur Energiewende: Verbrauch von überschüssigem meist grünen Strom |
Nur ein Teil der Stromkosten ist dynamisch |
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Beitrag zur Netzstabilität durch Verbrauch zu Überschusszeiten |
Erhöhter Planungs- und Informationsaufwand |
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Keine Abschläge -> i.d.R. monatliche Abrechnung |
Technische Hürden (Installation Smart Meter) |
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Einspeicherung von günstigem Strom im Balkonkraftwerk-Speicher möglich |
Tarife sind meist komplex und schwer miteinander zu vergleichen |
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Höhere Transparenz bezüglich der Preisgestaltung |
Komfortverlust, da Verbrauch zu günstigen Zeiten erstrebenswert ist |
Welche Unterschiede bestehen zwischen dynamischen und klassischen Stromtarifen?
Dynamisch |
Klassisch |
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Strompreis schwankt mit dem Börsenpreis |
Preis pro kWh ist fest |
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Kein Abschlag, Monatliche Abrechnung |
Fester Abschlag, hohe Rück- und Nachzahlung höher |
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Smart Meter notwendig |
Keine extra technischen Voraussetzungen |
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Aktive Steuerung des Verbrauchs für Ersparnis notwendig |
Keine aktive Steuerung notwendig |
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Entlastung des Stromnetzes möglich |
Entlastung nicht direkt möglich |
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Speicherung von günstigem Strom in Speichern |
Speicherung möglich, aber zu gleichem Tarif wie Nutzung |
Für wen eignen sich dynamische Stromtarife?
Ein dynamischer Stromtarif kann in verschiedenen Szenarien sinnvoll sein:
Szenario 1: Haushalte mit großem flexiblem Verbrauch
Haushalte mit einem oder mehreren großen flexiblen Verbrauchern wie einem E-Auto oder einer Wärmepumpe können die Vorzüge von dynamischen Stromtarifen nutzen. Hierbei werden die großen Verbraucher mit Strom geladen, wenn dieser gerade günstig ist. Beim E-Auto kann so nachts die Batterie günstig geladen werden. Bei der Wärmepumpe wird in günstigen Zeiten Wärme gespeichert, welche zu teureren Strompreisen genutzt werden kann.
Szenario 2: Haushalte mit Photovoltaik-Anlagen oder Balkonkraftwerken mit Speichern
Besonders Haushalte mit einer Photovoltaik-Anlage oder einem Balkonkraftwerk mit Speicher können von dynamischen Stromtarifen profitieren. Zu Zeiten von teurem Strom kann vorrangig der selbst erzeugte Strom von den Solarmodulen genutzt werden. Sobald der Strom ein günstiges Preisniveau erreicht hat, können die bestehenden Speicher mit günstigem Strom aus dem Netz geladen werden, welcher zu teureren Zeiten im Haus verbraucht werden kann. Hierzu kann bei den meisten Speichern im TOU-Modus (Time-of-Use) ein Strompreis oder eine Uhrzeit eingestellt werden, zu welchen vorrangig der Speicher geladen werden soll. Hierbei kann es sinnvoll sein den Speicher noch zu erweitern, um mehr kostengünstigen Strom einspeichern zu können. Außerdem bringt dieses Nutzungsverhalten den Vorteil, dass die Speicherkapazität auch im Winter voll genutzt werden kann, was lediglich über die Solarmodule meist nicht möglich ist.
Wichtig: Hierfür ist ein Speicher nötig, welcher aus dem Hausnetz über den Schuko-Anschluss geladen werden kann. Diese Funktion ist bei den meisten herkömmlichen PV- und BKW-Speichern gegeben
Szenario 3: Technikaffine Haushalte
Auch für Haushalte ohne große Verbraucher oder einen Pufferspeicher kann ein dynamischer Stromtarif sinnvoll sein. Falls du Spaß daran hast, deinen Verbrauch und deine Kosteneffizienz stetig zu verbessern, bieten dynamische Stromtarife genau diese Möglichkeit. Durch die flexible Nutzung von Verbrauchern bieten dynamische Stromtarife ein hohes Einsparpotential. Allerdings sind der Aufwand und die Eigeninitiative bei dieser Variante sehr hoch, sodass du selbst immer schauen musst, wie sich der Strompreis verhält, um die optimale Einsparung zu erreichen.
Tiefergehende Einsparmöglichkeiten durch dynamische Stromtarife findest du in dieser Studie: Agora Energiewende und Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (2023): Haushaltsnahe Flexibilitäten
Wo geht die Reise von dynamischen Stromtarifen hin?
Dynamische Stromtarife sind ein wichtiger Baustein der Energiewende. Ein langfristiges Ziel von dynamischen Stromtarifen kann es sein, dass Stromverbrauch, Preis und Nachhaltigkeit perfekt zusammenspielen. Hierbei entlasten Nutzer von dynamischen Stromtarifen zu günstigen Zeiten das Stromnetz, indem sie den überschüssigen Strom, welcher meist aus den Erneuerbaren Energien (Wind und Sonne) kommt, nutzen. Außerdem bleiben sie bei Lastspitzen meistens vom Netz fern, da zu dieser Zeit der Strom teurer ist, das sorgt ebenfalls für eine Entlastung des Stromnetzes.
Durch das verpflichtende Smart Meter Rollout bis 2030 entstehen neue Möglichkeiten. Außerdem sind Energieversorger in Deutschland ab dem 01.01.2025 verpflichtet ab 100.000 Kunden einen dynamischen Stromtarif anzubieten. Beides zahlt auf die Verfügbarkeit von dynamischen Stromtarifen ein. In Zukunft sollte es jedem Haushalt möglich sein, einen solchen Stromtarif in Anspruch nehmen zu können.
Weitere Infos findest du hier: Beschluss BMWK
Checkliste für die Auswahl eines dynamischen Stromtarifs
- Verträge mit kurzer Laufzeit suchen, um Prinzip dynamischer Stromtarif risikolos testen zu können
- Die Installation eines Smart Meters ist möglich?
- Verbrauch flexibel steuerbar (Zeitschaltuhren, „Smarte“ Steckdosen, Einbindung Smart Home, …)
- Preisgestaltung nachvollziehen (Börsenpreis + Aufschlag)
- Angebote auf versteckte Kosten prüfen
- Ist der Tarif dynamisch oder nur „variabel“
- Einbindung von Photovoltaik-Anlage, E-Auto, Smart Home prüfen
- Speicherkapazität erhöhen
Fazit: Flexibilität wird belohnt
Dynamische Stromtarife sind kein kurzfristiger Trend – sie sind der nächste logische Schritt in Richtung intelligenter und nachhaltiger Energieversorgung. Durch sie wird das Netz zu Spitzenzeiten entlastet, da es die Nutzung von Strom zu diesen Zeiten erheblich attraktiver macht. Wer bereit ist, sich auf diese Technik einzulassen und sich tiefergehend mit der Materie zu beschäftigen, kann Umwelt und Geldbeutel gleichermaßen entlasten. Es muss die Bereitschaft bestehen, den eigenen Stromverbrauch an die Zeiten der günstigen Strompreise anzupassen.
Allerdings muss beachtet werden, dass dynamische Stromtarife ohne Smart Meter oder einen ausreichend hohen Stromverbrauch nicht zwingend lohnen. In diesen Fällen kann ein klassischer Stromtarif weiterhin sinnvoll sein.
Solltest du jedoch bereits einen Balkonkraftwerk-Speicher besitzen, kann sich ein dynamischer Stromtarif für dich durchaus lohnen. Denn durch die Kombination von einem dynamischen Stromtarif mit Balkonkraftwerk-Speichern kann dein System noch mehr Strom sparen. In diesem Fall kann die Prüfung von dynamischen Stromtarifen und einer Erweiterung der bestehenden Speicherkapazität eine gute Überlegung sein. Denn durch die Einspeicherung von günstigem Strom wird nicht nur das Netz entlastet, sondern auch dein Geldbeutel.





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