Vor ein paar Jahren waren Balkonkraftwerke als Mini-Solaranlage für die Steckdose noch weitgehend unbekannt. Inzwischen sind Bekanntheit und Nachfrage rasant angestiegen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über den Markt und seine dynamische Entwicklung.
Im Januar 2022 wurden in Deutschland rund 75.000 Suchanfragen zum Begriff „Balkonkraftwerk“ bei Google gestartet. Nur ein Jahr später, im Januar 2023, lag die Zahl der monatlichen Suchanfragen schon bei etwa 350.000. Besonders, seit die Politik und die Medien die „Plug&Play“-Solaranlagen immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt haben, wächst das Interesse an Balkonkraftwerken.
Aber wie genau hat sich eigentlich der Markt für Balkonkraftwerke in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt? Hier kommen die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten dazu im Überblick.
Wie viele Balkonkraftwerke gibt es in Deutschland?
Der einfachste Weg, um nachzuvollziehen, wie viele Balkonkraftwerke in Deutschland aktuell betrieben werden, führt über einen Blick ins Marktstammdatenregister. Bei diesem müssen alle Betreiber:innen von Balkonkraftwerken laut Gesetz ihre Anlage offiziell anmelden.
Im August 2023 waren demnach circa 300.000 Balkonkraftwerke in Deutschland in Betrieb. Damit hat sich die Zahl der Mini-Solaranlagen im Vergleich zum Beginn des Jahres verdoppelt. Gegenüber Dezember 2022 bedeuten die Zahlen einen Zuwachs von 200.000 Anlagen. Besonders auffällig wird das Wachstum der letzten Jahre, wenn man noch weiter zurückblickt. So waren 2019 gerade mal knapp 3.000 Balkonkraftwerke registriert.
Tatsächlich kann man aber sogar davon ausgehen, dass die reale Anzahl der Balkonkraftwerke in Deutschland noch höher liegt. Denn ein Balkonkraftwerk anzumelden, ist mit bürokratischem Aufwand verbunden und eine Nicht-Anmeldung wird in den seltensten Fällen sanktioniert. Daher schätzen Expert:innen, dass nur rund zehn bis 20 Prozent der verkauften Balkonkraftwerke überhaupt angemeldet sind.
Balkonkraftwerke: So hat sich der Markt entwickelt
Dass Balkonkraftwerke in aller Munde sind und das Interesse daran steigt, zeigten zwar die Suchanfragen bei Google und das persönliche Bauchgefühl. Valide Zahlen zum Markt gab es allerdings lange nicht. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) und die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen wollten das ändern. Daher gaben sie beim Marktforschungsunternehmen EUPD Research 2021 eine Marktstudie in Auftrag. 2022 erschienen die Ergebnisse.
Zwar hat sich seitdem die Lage sicherlich weiter verändert. Nicht zuletzt wegen der Ankündigung der Bundesregierung, bürokratische Hürden im Zusammenhang mit dem Betrieb eines Balkonkraftwerks mit einer Gesetzesänderung abzubauen. Dennoch gibt die Studie einen guten Überblick über die Gesamtlage, die Tendenzen und die Entwicklungen im Markt.
Marktstudie EUPD Research: Wer bietet Balkonkraftwerke an?
Unternehmen, die Balkonkraftwerke zum Kauf anbieten, gibt es bereits seit mehreren Jahrzehnten. Allerdings waren es anfangs nur sehr wenige. Den ersten Zuwachs an Anbietern gab es 2016. Die Autor:innen der Studie vermuten, dass dies auf eine Normänderung zurückzuführen ist. Rechtliche Unsicherheiten wurden damit geklärt und das Anbieten von Balkonkraftwerken attraktiver. Zu einer richtigen Welle an neuen Markteintritten kam es dann 2019. Allein in diesem Jahr kamen 18 neue Unternehmen auf den Markt. Inzwischen gibt es mehr als 100 Anbieter.
Gut zu wissen: Yuma trat 2020 in Erscheinung und gehörte zu den ersten Anbietern, die auf ein kundenorientiertes Angebot und eine entsprechende Vermarktung von Balkonkraftwerk-Komplettsets setzte.
Der Großteil der Anbieter von Balkonkraftwerken, rund 70 Prozent, waren 2021 sogenannte Kleinstunternehmen. Das bedeutet, sie hatten weniger als zehn Mitarbeitende und einen Jahresumsatz von unter zwei Millionen Euro. Danach folgten mittelständische Unternehmen. Schließlich gibt es noch ein paar wenige Großunternehmen, die Balkonkraftwerke anbieten. Allerdings ist bei diesen die Mini-Solaranlage nur ein kleiner Teil eines größeren Produktsortiments.
Die meisten Unternehmen kaufen die Balkonkraftwerke oder Komponenten dafür ein und fokussieren sich allein auf den Vertrieb. Lediglich ein Viertel der Anbieter stellt selbst Komponenten oder ganze Balkonkraftwerke her. Der Verkauf erfolgt zudem in der Regel direkt an die Endkund:innen. Der Verkauf an Zwischenhändler im Sinne eines B2B-Vertriebs ist ein eher seltenes Geschäftsmodell.
Verkaufszahlen von Balkonkraftwerken in den letzten Jahren
Über ihre genauen Verkaufszahlen wollten Anbieter in der Studie nur wenig konkrete Aussagen machen. Allerdings lässt sich sagen, dass sich der Absatz von Balkonkraftwerken allein von 2020 auf 2021 fast verdoppelt hat. Grob gehen die Autor:innen der Studie von einem Gesamtumsatz 2021 von mehr als 30 Millionen Euro aus.
Welche Art von Balkonkraftwerken wurden am häufigsten gekauft?
Obwohl es der Name anders vermuten lässt, werden Balkonkraftwerke am häufigsten nicht am Balkongeländer installiert, sondern anderswo. In 44 Prozent der Fälle griffen Kund:innen 2022 zur Mini-Photovoltaikanlage mit einer Aufständerung, also nach jenen Modellen für den Gebrauch auf Flachdächern oder im Garten. Erst danach folgten die Modelle fürs Balkongeländer mit 29 Prozent. Für die Modelle für Schrägdächer entschieden sich 22 Prozent der Kund:innen, für die Modelle für die Hausfassade nur 5 Prozent.
Bei der beliebtesten Größe und Leistung der Balkonkraftwerke kam die Studie zu dem Schluss: je kleiner, desto gefragter. 39 Prozent der verkauften Balkonkraftwerke verfügten über eine Leistung von bis zu 400 Watt, 32 Prozent über eine von 400 bis 600 Watt. In der Kategorie 600 bis 800 Watt fanden 25 Prozent der Verkäufe statt. Am wenigsten nachgefragt wurden eindeutig größere, leistungsstarke Modelle mit 800 bis 1.200 Watt. Hier lag der Anteil an den Verkäufen gerade mal bei vier Prozent.
Was den Anschluss der Balkonkraftwerke angeht, verkauften sich Solaranlagen mit Schukosteckern mit Abstand am besten. 77 Prozent der Käufer:innen wählten den einfachen „Plug&Play“-Anschluss über die herkömmliche Steckdose. Für den sichereren, aber auch in der Anbringung aufwändigeren Wieland-Anschluss entschieden sich nur 18 Prozent der Käufer:innen.
Wo in Deutschland werden die meisten Balkonkraftwerke gekauft?
Da, wo am häufigsten die Sonne scheint, gibt es auch die meisten Balkonkraftwerke – das wäre der naheliegende Schluss, wenn es um die Frage nach den geografisch gesehen besten Absatzmärkten geht. Aber weit gefehlt. Die Tagesschau hat sich im Juli 2023 dieser Frage genauer gewidmet und fand heraus: Balkonkraftwerke erfreuen sich weniger im sonnenreichen Süden, sondern vielmehr im stürmischen Norden der größten Beliebtheit.
So finden sich die meisten Steckersolaranlagen in Deutschland in Mecklenburg–Vorpommern. Hier kommen auf 1.000 Einwohner:innen fünf Balkonkraftwerke. Dahinter folgt Schleswig-Holstein mit 4,2 und Niedersachsen mit 3,8 Balkonkraftwerken pro 1.000 Einwohner:innen. Die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg liegen dagegen unter dem deutschen Durchschnitt von 2,7 Balkonkraftwerken. An hinterster Stelle stehen die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen mit Zahlen von eins bis 1,5. Allerdings ist dies vermutlich auf die enge Bebauungsstruktur zurückzuführen.
Wie wird sich der Markt in Zukunft entwickeln?
Besonders durch die sich ändernde Gesetzeslage bei Balkonkraftwerken und die wachsende Relevanz eines nachhaltigen Lebenswandels ist davon auszugehen, dass der Markt für Mini-Solaranlagen weiter wächst. Die Studienautor:innen der Marktstudie der HTW Berlin haben auch bei den Anbietern von Balkonkraftwerken nach deren Zukunftsprognose gefragt.
Die große Mehrheit der Anbieter, rund 85 Prozent, rechnen mit einem jährlichen Wachstum von mindestens 50 Prozent oder sogar mehr. Lediglich 15 Prozent der Befragten geht von einem leichten, gar keinem oder gar einem rückläufigen Wachstum aus. Interessant ist, dass Unternehmen, die erst 2019 oder später in den Markt eingetreten sind, optimistischer mit ihren Wachstumsprognosen waren als „alteingesessene“ Unternehmen.
Potenzial für Wachstum gibt es auf jeden Fall noch genug. Eine repräsentative Forsa-Umfrage vom Strom- und Gasanbieter eprimo vom Oktober 2022 kam zu dem Ergebnis, dass 60 Prozent der deutschen Haushalte einen Balkon haben, der sich für die Montage eines Balkonkraftwerks eignet. Rund die Hälfte der Befragten mit Balkon konnten sich außerdem vorstellen, sich eine Mini-Solaranlage anzuschaffen.
Als Gründe, die sie aktuell an einer solchen Anschaffung hindert, gaben die Befragten vor allem Unwissenheit über die Materie an (46 Prozent). Je knapp ein Drittel der Befragten waren sich außerdem nicht sicher, ob sich die Anschaffung wirklich lohnt oder scheuten die Kosten. Bei 23 Prozent war ein Verbot des/ der Vermieter:in ausschlaggebend, 22 Prozent beklagten die fehlende Förderung und bei 19 Prozent scheitert es am Einbau und Betrieb, der als kompliziert erachtet wird.
Fazit
Der Markt für Balkonkraftwerke ist extrem dynamisch. Die Verkaufszahlen sind gerade in den letzten zwei Jahren enorm gestiegen. Der Gesamtumsatz lag 2021 bei über 30 Millionen Euro und ist vermutlich seitdem noch stark gewachsen. Die Anbieter sind in der Regel kleinere Unternehmen, die sich vor allem auf den Vertrieb eingekaufter Balkonkraftwerke fokussieren. Kunden bevorzugen vor allem kleinere, einfache Lösungen: Schukostecker, Modelle mit einer unkomplizierten Installation, niedrige Watt-Zahlen. Die Wachstumsprognosen für den Markt sind gut.
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